In der Erde der Blumenkisten und Töpfen gibt es dicke, weisse Larven welche die Wurzeln der Pflanzen fressen.
Im Gefäss „serbelt“ eine Pflanze. Man gräbt sie aus und findet im Wurzelbereich fette, weisse Engerlingslarven. Das müssen die Übeltäter sein!
Meist stimmt diese Verurteilung im Schnellverfahren jedoch nicht. Wenn auch nicht ganz unschuldig, sind die Engerlinge lediglich „Nutzniesser“ der serbelnden Pflanze und nicht direkte Ursache. Sie mögen das Ableben der Pflanze höchstens etwas beschleunigen.
Welcher Engerling?
Zuerst gilt es zu beachten, dass die Bezeichnung „Engerling“ ein Überbegriff für die Larven von Rosenkäfer, Maikäfer, Gartenlaubkäfer und Junikäfer ist. In Gefässen leben in den allermeisten Fällen jedoch lediglich die Rosenkäferengerlinge. Wenn die harmlose Larve der Rosenkäfer auf eine glatt Unterlage gelegt wird, streckt sie sich und robbt auf dem Rücken davon. Das ist das sicherste Unterscheidungsmerkmal zu den anderen drei, schädlichen „Engerlingen“: Larven von Maikäfern, Gartenlaubkäfern und Junikäfern können nicht auf dem Rücken robben, sie bleiben gekrümmt und bewegen sich seitwärts oder auf den Füsschen fort.
Rosenkäferengerlinge
Rosenkäfer legen ihre Eier gerne in Töpfe und Balkonkisten, weil deren Larven totes, organisches Material zum Leben brauchen. Die zahlreichen Rosenkäferarten ernähren sich von Kompost, morschem Holz oder anderem totem organischem Material und nehmen so einen wichtigen Stellenwert im Kreislauf der Nährstoffe ein. Töpfe sind für sie natürlich ein Paradies: In der kompostreichen, organischen Erde finden sie einen optimalen Lebensort vor.
Weil die Rosenkäferengerlinge lebendigen Wurzeln nicht wirklich mögen, sondern sich fast ausschliesslich von totem organischem Material ernähren, sind gelten sie nicht als Schädlinge sondern es sind Nützlinge. Und gegen Nützlinge gibt es natürlich auch keine Pflanzenschutzmittel. Im Gegenteil: Auf der roten Liste der gefährdete Arten der Schweiz gelten sie als schützenswert: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/biodiversitaet/publikationen-studien/publikationen/rote-liste-der-kaefer.html
Warum finden sich so viele Rosenkäferengerlinge in den Wurzeln von serbelden Pflanze?
Wenn eine Pflanze serbelt, hat es in der Erde immer faulende Wurzeln. Die faulen Wurzeln können keine Nährstoffe aufnehmen, dadurch stockt der Kreislauf und die oberirdischen Pflanzenteile welken. Die Weibchen des Rosenkäfers „riechen den Braten“ der faulen Wurzeln und legen ihre Eier daher besonders gerne in Blumenkisten und Töpfe, welche eher etwas zu regelmässig feucht gehalten werden. Dort, wo die Erde immer schön feucht ist, gibt es mehr Fäulnis und das wiederum ist für die Nachkommen der Rosenkäfer ein ähnliches Schlemmerparadies wie ein Komposthaufen oder modrige, zerfallende Baumstümpfe.
Gegenmassnahmen
Daraus lässt sich auch eine erste Gegenmassnahme ableiten: Wer seine Gefässe eher trocken hält, vermeidet Fäulnis und lockt die Rosenkäfer weniger zur Eiablage. Auch die Abdeckung der Erdoberfläche mit einer guten Schicht Mineralsubstrat, vergrault den Weibchen die Eiablage und sie weichen auf andere Orte aus.
Falls trotzdem Eier in die Gefässe abgelegt wurden, helfen morsche Holzstücke (um 3cm gross) welche in die Erde eingearbeitet werden. Diese sind die Leibspeise der Larven des Rosenkäfers. So tun sich die Engerlinge daran gütlich und lassen gesunde Pflanzenwurzeln definitiv unbeachtet.
Natürlich hilft es auch, die etwa 1,5cm grossen, grün-gold metallischglänzenden Käfer von den Blüten abzusammeln. Besonders zu empfehlen sind dafür die frühen Morgenstunden, da die Käfer bei kühlen Temperaturen nahezu unbeweglich auf den Blüten und Blättern verharren.
Die Käfer können sehr gut fliegen. Zumeist werden verschiedene Blüten von Rosen, Holunder, Weissdorn, Disteln u. a. angeflogen. Der erwachsene Käfer ernährt sich von Blütennektar, Pollen und auch von austretenden Pflanzensäften verletzter Pflanzen.
Die Entwicklung zum erwachsenen Käfer dauert 2 - 3 Jahre. Nach dieser Zeit baut sich der Engerling in der Erde einen Kokon aus Holzstückchen, Erde und Sand. Der Kokon wird von der Larve mit einem Sekret aus dem Hinterleib verklebt. In diesem Kokon findet die Verpuppung statt.
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